Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen
Es stellen sich hohe Anforderungen an die Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen. Kernfragen sind dabei:
* Wie gut werden Patienten über Probleme der Multimedikation informiert?
* Wie systematisch werden die verfügbaren Ergebnisse der Wechselwirkung-Datenbanken in der Beratung genutzt?
* Wie deutlich wird auf fehlende Erkenntnisse hinsichtlich der Datenlage für Wechselwirkungen bei mehreren Medikamenten verwiesen?
* Wie treffend wird die Medikation und deren Dosierung an das jeweilige Alter und Individuum angepasst?
Ungünstiger Medikamentenmix
Multimedikation oder Polypharmazie ist die gleichzeitige und andauernde Einnahme von mehreren Medikamenten. Hierbei kann es zu unkalkulierbaren Wechselwirkungen (Wirkung und Nebenwirkungen können sich gefährlich verstärken oder aufheben) kommen.
Es gibt zwar Datenbanken, die in Studien ermittelte Wechselwirkungen aufführen. Die Datenlage ist aber dünn, bruchstückhaft und betrifft fast immer nur die Wechselwirkung zwischen zwei Arzneimitteln. Es bleibt so unklar, welche Wechselwirkungen zwischen mehreren Arzneimitteln entstehen können. Der Pharmacocktail wird so mit jedem weiteren Arzneimittel zunehmend unkalkulierbar.
Ungeeignete Medikamente und Dosierung im Alter
Die Pharmakokinetik bei älteren Personen wird oft nur unzureichend berücksichtigt. Die Dosierung wird häufig zu hoch gewählt und berücksichtigt nicht die im Alter herabgesetzte Leistungsfähigkeit der Leber- oder Nierenfunktion. Die Wirkung und Nebenwirkungen fallen deshalb stärker aus.
Mit der PRISCUS Liste gibt es eine Leitlinie, die derzeit 83 potientiell ungeeignete Medikamente für ältere Patienten nennt.
Viele Ärzte kennen die PRISCUS Liste jedoch entweder nicht, oder sie wenden diese in der Praxis nicht an.